Urbig ohne Chance? Wilde Experten-These zur Neuer-Nachfolge beim FC Bayern

Die Torwartfrage beim FC Bayern ist für die nächste Saison noch nicht geklärt. Ein Experte bringt nun eine überraschende These ins Spiel. Dazu ein Kommentar.

Manuel Neuers Vertrag beim FC Bayern läuft am Saisonende aus, eine Entscheidung über seine Zukunft steht weiterhin aus. Der 39-Jährige vermeidet selbst klare Aussagen und betont dabei stets, dass dies maßgeblich von seinem körperlichen Zustand abhängen wird. Seine aktuelle Muskelverletzung, die er sich beim Bundesliga-Spiel gegen Mainz 05 zugezogen hat, verdeutlicht erneut diese Problematik. Die Verantwortlichen des Rekordmeisters müssen folglich mehrere mögliche Szenarien überdenken.

Derzeit stehen beim FCB mit Jonas Urbig und Alexander Nübel zwei potenzielle Neuer-Erben unter Vertrag. Der erst 22-jährige Urbig, im Januar 2025 vom 1. FC Köln verpflichtet, gilt intern als großer Hoffnungsträger und zeigte bei seinen Einsätzen bereits, welch großes Talent er besitzt. Nübel wiederum sammelt als Leihspieler beim VfB Stuttgart als Stammtorwart Spielpraxis und wurde dort Nationalspieler (Zwei Länderspiele). Geht es nach Neuer selbst, hat der 29-Jährige jedoch keine Chance an der Säbener Straße, der fünffache Welttorhüter setzt bei seiner Nachfolge ganz klar auf Urbig.

DAZN-Experte sieht Urbig nicht als Neuer-Nachfolger

DAZN-Experte Sebastian Kneißl bewertet die Torwart-Frage in München jedoch völlig anders. Aus seiner Sicht ist es keineswegs sicher, dass der kommende Bayern-Stammtorhüter bereits an der Säbener Straße unter Vertrag steht: „Der Nachfolger von Manuel Neuer steht bisher noch nicht auf der Gehaltsliste der Bayern“, so Kneißl, der stattdessen eine externe Lösung ins Spiel bringt.

Für Kneißl benötigt ein Verein mit den Ambitionen des Rekordmeisters einen Torwart im besten Alter, der bereits auf höchstem Niveau bewiesen hat, dass er mit Druck, Erwartungshaltung und Champions-League-Abenden umgehen kann. „Da braucht es einen, der 27, 28 ist, der Champions-League-Erfahrung hat“, ist sich Kneißl sicher. Seiner Meinung nach erfüllen weder Urbig noch Nübel dieses Profil vollständig.

Tatsache ist, dass Neuer seit seinem Wechsel 2011 vom FC Schalke 04 fast durchweg Weltklasse verkörperte und seit 2017 (Karriereende Philipp Lahm) Kapitän der Bayern-Profis ist. Sein Nachfolger wird unweigerlich an ihm gemessen – eine Situation, die allen Verantwortlichen an der Säbener Straße jedoch bewusst sein dürfte. Jonas Urbig zeigt jedoch schon in seinem jungen Alter auf und abseits des Platzes ein gewaltiges Selbstbewusstsein, so dass er für die Rolle des Neuer-Nachfolgers prädestiniert zu sein scheint. Seine mehr als überzeugende Partie In Heidenheim als Neuer-Vertreter stärkt diese Annahme.

Torwart-Nachfolger: Ein Blick in die Bayern-Geschichte

Zur Einordnung von Kneißls Anforderungsprofil: Die Historie des FC Bayern wurde entscheidend von drei absoluten Weltklassetorhütern geprägt: Sepp Maier, Oliver Kahn und nun Manuel Neuer. Bei allen großen internationalen Triumphen hüteten diese Ausnahmekönner das Münchner Tor.

Das einzige Eigengewächs war dabei der Ur-Bayer Maier, der 19-jährig Stammkeeper wurde. Zuerst in den beiden Regionalliga-Saisons 1963/64 und 1964/65, dann 14 BL-Jahre in Folge (1965-79). Bei seinem ersten A-Länderspiel, kurz vor der WM 1966 in England, war er gerade einmal 22 Jahre jung. In Maiers Anfangsjahren stand der FC Bayern – als Zweitligist – natürlich längst noch nicht so sehr im Fokus, die Medienlandschaft war völlig anders als heute aufgestellt.

Ganz anders war das schon bei Oliver Kahn, der 1994 als 25-Jähriger vom Karlsruher SC zum FCB wechselte und 14 Jahre lang unumstrittener Stammtorwart war. Der „Titan“ feierte erst mit 26 Jahren sein Länderspieldebüt. Ebenfalls im Alter von 25 Jahren wechselte Neuer 2011 aus Gelsenkirchen nach München, allerdings bereits als Stammtorhüter der Nationalmannschaft, mit welcher er ein Jahr zuvor in Südafrika WM-Dritter geworden war.

Die Situation von Urbig ist folglich mit keiner der drei FCB-Torwartlegenden in deren Startjahren an der Säbener Straße so richtig vergleichbar, aber es gibt durchaus Parallelen. Das Alter bei den ersten FCB-BL-Einsätzen mit Sepp Maier (21) und dass man ihn als Verstärkung von einem anderen Verein verpflichtet hat. Allerdings war dies bei Kahn und Neuer als klare Nummer 1 gewesen, bei Urbig als perspektivische Nummer 1.

Diese Konstellation muss allerdings kein Nachteil sein, weil man sich auf diese Weise in aller Ruhe auf die Nachfolge von Neuer konzentrieren kann. Bei Maier und Kahn hat dieser Übergang nicht reibungslos funktioniert, dauerte jeweils drei Jahre. Aus unterschiedlichen Gründen: Maier wäre gerne noch viele Jahre im FCB-Tor geblieben, aber ein schrecklicher Autounfall in der Saisonvorbereitung 1979/80 beendete seine Karriere abrupt. Kahns Nachfolger Michael Rensing wurde dagegen fünf Jahre lang aufgebaut, Uli Hoeneß bezeichnete ihn als künftigen deutschen Nationalkeeper. Als es 2008 dann endlich so weit war, verkrampfte der hochtalentierte 24-Jährige total und scheiterte in München.

Vertraut der FC Bayern dem großen Talent Urbig zu 100 Prozent?

Wichtig ist nun, dass man beim Rekordmeister Vertrauen in Neuers Nachfolger zeigt, ihm auch bei Rückfällen den Rücken stärkt. Auch der Torwart-GOAT patzte gelegentlich, sogar heftig bei seiner BL-Premiere für die Bayern im August 2011 beim 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach. Urbig hat ein großartiges Potenzial, seine hervorragende Spieleröffnung kommt schon erstaunlich nahe an diejenige des 39-Jährigen zu dessen absoluten Glanzzeiten heran.

Der 22-Jährige zeigt zudem überragende Reflexe, wie beispielsweise am Wochenende in Heidenheim, und wirkt für sein Alter erstaunlich unaufgeregt und abgeklärt. Mindestens wie ein 25-Jähriger – in diesem Alter kamen Kahn und Neuer nach München.

CL-Erfahrung hat Urbig in der vergangenen Saison bereits im Achtelfinale gegen Leverkusen und im Viertelfinale gegen Inter Mailand auf höchsten Niveau gesammelt und alles andere als enttäuscht. Beim 2:0-Sieg beim Werksverein adelte ihn anschließend CEO Jan-Christian Dreesen gar als „Man of the Match“. Außerdem: Die ganz großen FCB-Keeper standen beim Rekordmeister mindestens 14 Jahre zwischen den Pfosten, kommt ein Torwart erst mit 27, 28 Jahren an die Säbener Straße, erscheint dies eher unmöglich…

3 Kommentare zu „Urbig ohne Chance? Wilde Experten-These zur Neuer-Nachfolge beim FC Bayern

  1. Man muss Urbig nur zusehen, dann weiß man, wer Nachfolger von Neuer wird. Ich behaupte, Urbig ist mit 22 Jahren schon weiter, als es Neuer im gleichen Alter war.
    Daran hat auch Neuer einen nicht unerheblichen Anteil.
    Der Experte will es aber natürlich besser wissen. Lächerlich.

  2. Ich frage mich nachdem ich deinen Bericht gelesen habe, warum sollte der FC Bayern einen Torwart kaufen, wenn man einen unter Vertrag hat der alle Voraussetzungen mitbringt? Bleibt bei Urbig als zukünftige Nummer 1. Was besseres kommt selten nach.

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